Nun hat es auch Michael Jung auf das Hofgut Kranichstein gelockt. Der dreifache Olympiasieger, zweifache Weltmeister und sechsfache Europameister in der Vielseitigkeit misst sich auch gerne mit den Spezialisten im Springparcours. „Durch Corona sind ja viele Turniere ausgefallen. Daher sucht man, wo man überhaupt hinkann, um seine Pferde im Training zu halten und weiter auszubilden“ nannte der 38-Jährige einen Grund, warum er erstmals den Weg nach Darmstadt fand. Es war aber auch die Qualität der Turniere in Darmstadt, die sich bis in seine Heimat rumgesprochen hatte, und die sich auch ihm bestätigten. „Es hat mir sehr, sehr gut gefallen, Organisation, Böden und Parcours waren perfekt“ sagte Jung nach seinem Gastspiel bei den „Kranichstein Indoors IV“, dem vierten Hallenreitturnier im Corona-Modus. Wegen der verschärften Vorschriften war das Turnier, wie auch die folgenden, nur für Berufs- und Kaderreiter ausgeschrieben. Zuschauer hatten keinen Zutritt zum Veranstaltungsgelände. Das Hauptspringen, ein Springen der Klasse S*, am Samstag konnte der Mannheimer Armin Schäfer junior mit seinem Schimmel „Manhattan Blue“ (0 Fehler/58,31 Sekunden) vor Michael Jung (RV Altheim) mit Chassandra (0/60,32 Sekunden) für sich entscheiden.

Das abschließende Zweiphasen Springen der Klasse S* am Sonntag gewann Sven Fehnl (RFV Hahnbach) auf „Chacco´s Boy“, hier belegte Schäfer die Plätze drei und vier. Zu den erfolgreichsten Reitern gehörte auch wieder die 13 Jahre alte Naomi Himmelreich (PSV Kördorf) mit mehreren Siegen und Platzierungen in L- und M*-Springen. Auch der heimische Horst-Klaus Heleine (Waldenserhof Ober-Ramstadt) konnte mit seinen Pferden „Donna“ und „Captain Jack“ einige vordere Schleifen holen.

Bereits am nächsten Wochenende geht es weiter auf dem Hofgut Kranichstein mit den „Indoors V“, dann mit Prüfungen für junge Pferde und am Samstag zum Abschluss einem S*-Springen.

Das Hofgut Kranichstein bleibt im Turniermodus

Der Sport in Südhessen ruhte schon weitestgehend, in Kranichstein wurde aber geritten. Beim Turnier auf dem Hofgut zeigte die 13 Jahre alte Naomi Himmelreich mit sechs Siegen ihre Klasse.

Die Jüngste und die Schnellste im abschließenden M-Springen in Kranichstein: die 13 Jahre alte Naomi Himmelreich vom PSV Kördorf auf „Cordetto“.

DARMSTADT– „Man muss positiv denken, alles andere sehen wir dann.“ Stefan Schäfer denkt nicht nur so, er handelt als Turnierveranstalter auch entsprechend. So waren es wieder die Reiter, die für Wettkampfbetrieb sorgten an einem Wochenende, an dem der Sport in Südhessen schon vor dem offiziellen Beginn weitestgehend in den Lockdown gegangen war. An jenem Ort, der im Mai auch Schauplatz der ersten Sportveranstaltung nach der ersten Corona-Zwangspause war. Anders als bei den vielen Freiluftturnieren im Sommer sind auf dem Hofgut Kranichstein aber keine Zuschauer mehr zugelassen, seit in der Halle um Siege geritten wird.

„Indoors III“ nannte sich Teil drei einer Turnierserie, die vor allem jungen Pferden und Reitern eine Wettkampfplattform bieten sollte und auch zur Sichtung für Bundeschampionate diente. Was Naomi Himmelreich eindrucksvoll nutzte. Mit sechs Siegen in drei Tagen – im zarten Alter von 13 Jahren. Gegen die Leichtigkeit im Sattel des für den PSV Kördorf reitenden Teenagers waren gestandene Turnierreiter selbst in den anspruchsvollsten Prüfungen chancenlos. Mit vier Sekunden Vorsprung führte sie „Cordetto“ im abschließenden M-Springen zum Sieg. Schnell, fehlerfrei und nervenstark, hatte Naomi Himmelreich das Springen doch mit einer Aufgabe eröffnet. „Das war mein Fehler“, sagte die 13-Jährige selbstkritisch zum missglückten Ritt auf „Vino v’tKosterhof“, mit dem sie zuvor ein L-Springen gewonnen hatte.

Ein Pferd mit einer Geschichte, die man in diesen Zeiten nicht erfinden kann. Kurz nachdem er einen Virus so eben überlebt hatte, ritt der Wallach mit Armin Himmelreich zum Sieg in Groß-Zimmern – beim letzten Reitturnier vor dem ersten Corona-Lockdown im März. „Ich war genauso in dem Alter, nur dass meine Eltern nicht für so optimale Voraussetzungen gesorgt haben“, sagt der Vater mit augenzwinkerndem, aber stolzem Blick auf seine Tochter, die gerade in den Bundeskader berufen wurden. Womit sie ebenso in der zweiten großen Corona-Pause Turniersport betreiben darf wie ihre Eltern, die Berufsreiter sind. Denn Profisport bleibt ja erlaubt, und unter diesem Etikett plant Stefan Schäfer in Kranichstein auch im November Turniere – Genehmigung vorausgesetzt. „Wir sind mehr als dankbar für das, was die Veranstalter hier machen“, sagt Armin Himmelreich, der mehrfach in diesem Jahr von seinem Zucht- und Ausbildungsbetrieb nahe Limburg nach Darmstadt fuhr.

„Wir sind froh, dass wir in unserer Nachbarschaft beständig Turniere hatten“, sagt auch Volker Brodhecker, der es vom heimischen Burghof in Wolfskehlen nicht ganz so weit hatte und mit seinen Söhnen gerade die jüngsten Angebote sehr gerne nutzte: „Wir haben viele junge Pferde, die wir an den Turniersport heranführen.“ Zum Beispiel der junge „Cascais“, auf dem auch Hoffnungen als Zuchthengst ruhen und dessen sportliche Klasse Philipp Brodhecker mit einem Sieg in einem L-Springen demonstrierte.

Volker Brodhecker blickt aber auch mit etwas Sorge auf die Corona-Folgen im Turniersport. Die Reitfamilie hat mit drei Turnieren auf dem eigenen Hof versucht, dem Trend entgegenzuwirken, aber fest steht für ihn: „Die kleineren Turniere, wo die Mamas und Vereinsmitglieder den Kuchen backen, die sterben so ein bisschen.“ Denn Corona verlangt viel ab, was nur wenige Veranstalter so professionell leisten können wie in Kranichstein.

Weitere südhessische Sieger in Kranichstein: M*-Springen: Philipp Konrad (RFV Weiterstadt) auf Carslon, Elias Hohler (RFV Viernheim) auf Corsino (Stilspringprüfung); L-Springen: Lea Koob (TSV Wald-Michelbach) auf Coco Jambo; A**-Springen: Annie Neumann (RFV Schwanheim) auf Caja, Francesa Pauli (RG Bensheim) auf Lantina, Marie Knieß (RFV Modautal) auf It’s Libby.

Coronavirus: Nachwuchs-Veranstaltungen im November verschoben

Bundesnachwuchschampionat der Pony-Dressurreiter soll im Dezember stattfinden

Warendorf (fn-press). Die aktuelle Lage und die neuen Beschlüsse der Bundesregierung sorgen für einige Turnierabsagen und –verschiebungen. Das betrifft auch wichtige Nachwuchsveranstaltungen in Deutschland.

Das Bundesnachwuchs-Championat der Pony-Dressurreiter soll verschoben werden. Am eigentlichen Termin im November in Darmstadt können die Veranstalter nicht festhalten und bemühen sich jetzt um eine Genehmigung für den 11. bis 13. Dezember 2020.

Kranichstein-Events stellt Turniere im November um

Das Team um Andreas Wendenburg erklärt die Gründe der Verschiebung der ursprünglich für November geplanten Turniere. „Aufgrund der neuen Vorgaben der Politik und des Ausschlusses der Amateure bis mindestens Ende November waren wir gezwungen unsere bestehenden Ausschreibungen kurzfristig zu überarbeiten. Aus diesem Grund haben wir unser ursprünglich geplantes Turnier vom 13.-15.11. jetzt um einen Tag reduziert und das gestraffte Programm nun nur für Berufs- und Kaderreiter ausgeschrieben. Das geplante Dressurturnier mit dem Finale zum Bundesnachwuchschampionat der Ponyreiter haben wir nun auf den 11.-13.12.20 verschoben. Dafür werden wir am 20.-21.11.20 noch ein weiteres Turnier mit Springpferdeprüfungen und Prüfungen bis hin zur Klasse S* ausschreiben.“

Der Organisator von Kranichstein-Events will auch dem großen Wunsch vieler seiner Reiterkollegen entgegenkommen, diese Turniere anzubieten. „Es geht unter anderem darum, den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten. Dazu zählt auch, die Pferde unter Turnierbedingungen zu reiten.